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Regionale Wolle Teil 1

Eigentlich… Ich vermute stark, dass es dieses Wörtchen zumindest in die Top Ten der meistbenutzten Wörter 2020 geschafft hat. Eins meiner „eigentlich“ hat mit den Massen an Rohwolle zu tun, die ich dieses Jahr so großartig großzügig von mehreren Schafhalterinnen für meine eigentlich geplanten Rohwollkurse geschenkt bekommen hatte. Leider konnten diese trotz Openairplanung mit Hygienekonzept wegen diverser Wetterkapriolen nicht an den geplanten Terminen stattfinden. Was zurückblieb war zugegeben etwas Frustration und – Rohwollvliese.

Nachdem ich dann selbst einige Sitzfellchen ( ohne Chance, diese auf einem Markt verkaufen zu können) gefilzt und einen Teil der Wolle in Vakumiersäcken eingelagert hatte waren immer noch Vliese übrig – ohne Möglichkeit auf weitere mäuselose Outdoor – Lagerung, da auch schon diverse Deckenhaken zur Aufhängung von Wollsäcken bereits mit solchen ( Ouessant-, Walliser- und Zackelschafvliese) belegt waren. So dümpelte die Wolle einige Monate nicht besonders malerisch am Haus in diversen Säcken vor sich hin ( danke Familie fürs Übersehen oder Ertragen) – aber wegschmeißen war für mich einfach keine Option.

Die Blätter fielen, die Wolle am Schaf war schon wieder recht üppig ( Stichwort nachwachsender Rohstoff) und der Winter zog ins Land. Wohin nur mit den Vliesen??? Die einzig positive Tatsache daran, dass ich wir in diesen Zeiten keine Gäste beherbergen können, fiel mir kurz vor Heilig Abend ( da hat man ja prinzipiell auch wenig anderes zu tun…) wie Schuppen von den Augen.

Und so funktionierte ich das Bad der Gästewohnung kurzfristig zur Wollwaschstation um.

Ich weiß – das ist eigentlich Sommerarbeit. Und meine Mama sollte das eigentlich auch nicht erfahren… Nun trocknet aber bereits die Wolle von 3 großen Vliese Rhönschaf aus Ortenburg und zwei folgender Damen unbekannter Rasse aus Wallersdorf auf den Wäscheständer vor sich hin.

Leider hat meine gute Schleuder nun auch noch ihre Dienste aufgegeben…. Ich hoffe auf erneuten Elektrosupport aus der Nachbarschaft. Verschärfte Bedingungen an allen Fronten…so wird der Trocknung noch einige Tage in Anspruch nehmen – aber es sieht schon definitiv so aus, dass sich diese Arbeit mal wieder gelohnt hat – und auch das Bad putzen wird sich richtig lohnen…

Gerne zeige ich im nächsten Beitrag das Ergebnis meiner Mühen, erzähle etwas zur Beschaffenheit der Vliese und Fasern, zur weiteren Verarbeitung und zu Verwendungsmöglichkeiten besagter Wolle. Damit möchte ich euch motivieren, diese Schätze vor eurer Haustüre zu nutzen – auch wenn es richtig Arbeit ist, eigentlich lieber im Sommer und draußen getan werden sollte und man mittlerweile eigentlich viele Möglichkeiten hat, fertig aufbereitete Filzwolle in großer Auswahl per Klick zu bestellen.

Aber ehrlich: eigentlich einfach mal machen – es lohnt sich.

Ende und Anfang

Die Herbstausgabe der Zeitschrift Holunderelfe ( im Abo oder auch im Bahnhofszeitschriftenhandel erhältlich; Werbung unbezahlt und von Herzen) steht unter dem Titel Ende & Anfang – ein wahrlich unendliches Thema vorallem in diesen Monaten. Im Heft findet ihr viele inspirierende Beiträge über die Natur, Anleitungen zum Werken und Texte zum Nachdenken – und dieses Mal auch eine kleinfeine Filzanleitung der Filzwerkstatt Augentrost zu diesem Thema.

Ich habe dieses Figurenpaar „Das Leben umarmen“ genannt.

Schützend, zuversichtlich und voller Freude umarmt das Alter das neue Leben. Die Wollfiguren – eine alte Frau und ein Baby – sind bewusst sehr einfach in ihrer Herstellung und in ihrer Ausführung gehalten. Es gibt verschiedene Vorgehensweisen um solche Figuren herzustellen – für diese habe ich eine sehr intuitive und einfache Methode gewählt. Stabil und geerdet werden sie in einem Mix aus Wollwickeltechnik und Nadelfilz gearbeitet. So sind sie auch für kleine Hände bespielbar oder bringen als Dekoration lange Freude.

Anhand vieler Bilder ist die Herstellung einer einfachen Wollfigur sehr gut nachzuvollziehen – eine wunderbar ruhige und phantasievolle Tätigkeit auf kleinstem Raum für die länger werdenden Abende nun im Herbst. Vielleicht auch ein kleiner Ausgleich für das Aussetzen der Filzkurse unter dem Dach der Filzwerkstatt Augentrost….ein kleiner zwar, aber ein zuversichtlicher Anfang….

Es freut mich, euch diese Art der Figurenherstellung ein Stückchen näher bringen zu können – darüber, eure Ergebnisse sehen zu dürfen würde ich mich auch sehr freuen und diese gerne hier zeigen. Mein Briefkasten info@augentrost.info ist Tag und Nacht für Bilder eurer Werke geöffnet oder ihr schickt sie mir als DM auf Instagram.

Für mich hat der Gedanke an den Kreis Ende & Anfang, Anfang & Ende etwas tröstliches – so vieles kann beginnen wenn etwas anderes endet , Räume werden frei, das Atmen manchmal leichter, neue Türen öffnen sich…durchgehen darf man selber…

Donaukiesel

Wer hier öfter liest weiß, dass ich der Natur rund um die Donau sehr verbunden bin – aber wusstet ihr auch, dass ihr die Anleitung für die vom Donaustrand inspirierte Kieseltasche in der aktuellen filzfun-Special finden könnt? (unbezahlte Werbung)

Neben meiner detailliert bebilderten Schritt-für-Schritt Anleitung findet ihr aber noch mehr als 10 andere Filzprojekte zum Nachfilzen – allesamt von erfahrenen Filzkolleginnen ausgedacht und aufgeschrieben.

So könnt ihr euch in dieser Zeit ohne Filzkurse dort viele Ideen holen – den Anleitungen Schritt für Schritt folgend oder die dort beschriebenen Vorschläge für eigene Projekte abwandeln.

Auch die Kieselsteintasche ist erprobt – die tollen Kursergebnisse konntet ihr en Detail schon einmal hier sehen.

Und solltet ihr ein solches Projekt doch lieber hier in der Werkstatt mit meiner Unterstützung angehen wollen: Ab 5 Teilnehmern könnt ihr gerne – – sobald ein Kursbetrieb wieder möglich sein wird – einen Termin bei mir buchen (für dieses Projekt benötigen wir 2 Abende oder einen Tag. Filzerfahrung im Auslegen von Hohlformen ist definitiv von Vorteil).

Vielleicht werde ich diese Tasche auch nochmal ins Programm 20/21 aufnehmen – das nimmt nämlich – trotz der momentanen Unwägbarkeiten – bereits Form und Gestalt an.



Ich wünsche euch von Herzen viel Zuversicht in diesen Wochen und vielleicht Monaten. Auch ich werde nicht mehr jeden Tag hier in der Werkstatt sein sondern daheim arbeiten. Die Räume kommen mir leer und etwas traurig vor – meine quirligen und eifrigen Kurse und deren Teilnehmerinnen fehlen mir grade mehr, als ich zuerst dachte.

Was mir bleibt ist die Hoffnung, viele von euch bald gesund, froh und zuversichtlich wieder hier an den Tischen zum gemeinsamen Arbeiten begrüßen zu können. Bleibt mir und meiner Arbeit gewogen – für Aufträge bin ich natürlich gerne jederzeit ansprechbar – per mail unter info@augentrost.info bin ich zuverlässig zu erreichen.

Hebt doch einfach auf einem eurer nächsten Spaziergänge oder an eurem Lieblingsplatz einen Kieselstein auf und nehmt ihn mit nach Hause. Wer weiß schon, wie viele sich da während der Zeit der Ausgangsbeschränkung ansammeln werden….und was man danach damit aufbauen kann…

Drachenfreund

Gerne probiere ich in meinen Kursen immer wieder neue Sachen aus. Das heißt allerdings nicht nur, eine Idee zu haben und sie gefällig auszuschreiben. Vielmehr heißt es sich mit dieser Idee, ihrer sinnvollen Umsetzung, den nötigen und unnötigen Details, dem passenden Material und eventuellem Zubehör und dessen Beschaffung zu beschäftigen

Und: überdies hinaus nicht zu vergessen, wieviel Spaß das alles den Kursteilnehmerinnen an dem besagten Abend bringen soll.

Denn: Lernen und genaues Arbeiten ist ja gut und soll sein – was aber genau können die Teilnehmer an diesem Projekt lernen, was muss im Herstellungsprozess beachtet werden, wo sind die kleinen Fallstricke und wie umschiffen wir sie elegant und lehrreich…

Eins der Hauptziele meiner Arbeit sehe ich darin, mein Wissen und meine Erfahrung in entsprechenden Portionen an meine Kursteilnehmer weiter zu geben, so dass sie befähigt werden, sich das Filzhandwerk mehr und mehr selbst zu eigen zu machen ohne jedoch überfordert zu sein oder meinen, durch den Kurs hetzen zu müssen.

Manchmal kann dieser Prozess, bis ich etwas im Kurs teilen möchte, auch dauern…lange Jahre beschäftige ich mich immer wieder mit dem Filzen von Handpuppen. Vielleicht nicht so laut wie andere, vielleicht – nein, sicher! – nicht so exklusiv wie andere.

In unserer heutigen Zeit besteht oft die Gefahr zu denken, etwas nicht so gut zu können im Vergleich zu Instadings, Facebums oder Pinterdingsda..

Das ist Quatsch – ehrlich.

Bald ist es soweit und eine Horde Drachenfreunde wird irgendwann an einem Märzabend die Werkstatt verlassen. Und mit ihnen ihre Filzerinnen. Hoffentlich mit Ideen für weitere Details für einen zweiten Drachenfreund, mit Räumen und Träumen im Kopf; mit der Erfahrung, dass eine eigene Handpuppe ganz schnell zum Freund werden kann und mit dem Wissen, dass es eigentlich gar nicht so schwer ist – weiter….immer weiter…