lämmle

…äää, lamperl! meist löst mein unbedachtes bayrisch-schwäbisches gemüt ( ja – auch teile schwabens liegen in bayern!!!!) ein unverhohlen entsetztes gesicht meines bayrisch-niederbayrischen gegenübers aus. ich werde auch schon desöfteren gefragt, ob ich auf urlaub hier bin, wenn ich vor mich hinschwäbel. und je mehr niederbayrisch um mich rum, desto mehr räkelt sich das schwäbische in mir, fängt mehr und mehr an, sich wohlzufühlen und bricht bei einigen gelegenheiten recht ungefiltert hervor.

auf den bildern seht ihr übrigens eine mischung aus schwarzkopf und kamerun und oder merinolandschaf – einfach nur zum wegschmelzen – und sehr kosmopolitisch, diese lämmle – denn es war ihnen wurscht, ob ich sie „bollig“ oder „liab“ fand…

pret-a-porter

 

nach einem emsigen kurs im gARTen hengersberg bei mechtild kapfinger, in dem wir unter ihrer freien und herzlichen anleitung die unterschiedlichsten schalen und kränze aus weiden und birken flochten, zog es mich nachmittags gleich in den garten…

die schere gezückt und ein bisschen frühjahrsschnitt betrieben

-obwohl es mich sogar bei den kleinen ästchen und trieben oft reut, geschweige denn beim anblick der abholzungsaktionen von gehölz entlang der bundes- und landstrassen – alles natürlich nur zum wohl der strassen und zur sicherheit der autofahrer…nein, nicht nur für die pelletsproduktion, oder hackschnitzel….wahrscheinlich landen dort auch die offiziell 300 bäume, die den baumaßnahmen für die landesgartenschau zum opfer fallen, kleingehölz=schutzraum zum erhalt der artenvielfalt von insekten, vögel, kleingetier- nicht mitein berechnet – die 500 geplanten neupflanzungen decken wahrscheinlich nicht mal die anzahl der in den letzten jahren verschwundenen bäume in der innenstadt…

aber zurück zu meinem garten und zu meinem roten hartriegel

aus dessen ca. 12 ästchen in kombination mit 3 weidentrieben und 3 gefilzten schnüren aus einem rest rohwolle des waldschafs von bekannten entstand diese kleine barke.

beim flechten und weben spürte ich in mir  eine fast aufwühlende  inneren geschäftigkeit – immer neue äste und schnüre wollten eingewebt werden, das bild ergänzen, das schifflein zum wachsen bringen. ruhe fand ich erst, als es fertig vor mir lag.

jetzt könnte es in see stechen, etwas tragen, etwas sicher auf die andere seite bringen – am liebsten möchte ich gleich ein neues anfangen.

donauschätze

hier kommt noch ein kleiner nachtrag zu der bereits beendeten kursreihe in den deggendorfer werkstätten der lebenshilfe. aus bergschaf- und neuseelandmerinowolle in schillerndem grün, munterem türkis, tiefem blau und schaumigem weiß filzten die teilnehmerInnen kleine dosen.

die werkstätten liegen direkt hinter dem donaudamm – ja, und jeder fluß, gerade der große und weitgereiste donaustrom birgt wundersame, sagenumwobene schätze. so entstanden diese schatzhüter aus flußfarben – wer weiß, ob nicht auch eine nymphe oder ein uferwicht dorthinein gesammeltes flußgold und edelsteine legen möchte…

sommerwissen

 

im eisigen licht der morgensonne liegt für mich bereits ein versprechen

bald wird es sommer – den ganzen winter warte ich darauf, jahr für jahr

so filzte ich unverdrossen ein kleidchen aus extrafeiner merinowolle, tussaseide und etamin de laine

die wärmsten sommerfarben aus der sommerfärbung des letzten jahres waren dafür genau richtig – glaubt mir:

er kommt – der sommer

you`ve got a friend

 

when you`re down and troubled and you need some love and care

and nothing, nothing is going right

keep your head together and call my name out loud

soon you`ll hear me knocking at your door

(…)

you`ve got a friend – carol king

es gibt tage, da braucht man jemanden, der einen auf die nase küsst – und dann ist es wieder gut…

kardieren

 

kardieren, auch kardätschen oder krempeln nennt man den vorgang des wolle kämmens. ziel ist es hierbei, die fasern der wolle so parallel wie möglich auszurichten, um daraus ein (krempel-) vlies oder flor zu gewinnen.

eine wunderbare winterbeschäftigung ist das kardieren mithilfe der sogenannten handkarden. diese haben eine wollauflagefläche von ca. 10x25cm und sind gespickt mit kleinen parallel ausgerichteten drahthäkchen. durch ein gleichmäßiges ziehen und wenden kann so wolle nach dem waschen gekämmt oder aber auch bereits gekämmte wolle farblich gemischt werden.

gleichermaßen, wenn auch in einer größeren durchlassmenge arbeitet man mit der tischkardiermaschine (elektrisch oder mit handkurbel). diese wird in verschiedenen breiten angeboten. mithilfe gegenläufiger walzen, ebenfalls mit unzähligen kämmhäkchen gespickt, wird die unten eingegebene wolle zu einem je nach geduld und können mehr oder minder gleichmäßigen vlies gekämmt. das eine wie das andere ist bei einer größeren wollmenge eine anstrengende bisweilen schweißtreibende arbeit – verglichen mit der arbeit, die wolle mithilfe des samenstands der weber-karde, auch kardendistel genannt (dipsacus sativus) für die handspindel vorzubereiten , wie die frauen in den frühen zeiten, ist das  allerdings bereits ein kinderspiel.

…wobei es durchaus ein kinderspiel wert ist, mit denselbigen das wollekämmen im herbst auf der wiese mit dieser pflanze einmal auszuprobieren – und danach mit der handspindel ein fädchen zu drehen …

im handel erhältliche vliese und bänder werden über große elektrische oder noch mechanische kardiermaschinen geschlagen. je nach wollsorte, grad der verschmutzung durch vegetabilien, feinheitsgrad etc. wird die charge ein oder mehrmals über die walzen gelassen, teilweise bestehen kardiermaschinen, die früher vorwiegend in spinnereien standen auch aus zwei aufeinanderfolgenden walzen.

 
 
 

mit großem wissen um die maschinen und das ausgangsmaterial können so auch verschiedenste melangen und materialmixe entstehen – wie hier in der kardiererei von sonja und bernd fritz von wollknoll (www.wollknoll.eu)

da schlägt das herz einer filzerin, weberin, spinnerin doch gleich ein paar takte höher…ideen-ideen-ideen………….

must have

zurück von einer woche filzinput bin ich voller neuer und kribbeliger eindrücke – zum thema „sich ein fell zulegen“ beschäftigten wir uns beim wollknoll in neuhausen eine knappe woche mit rohwolle.

rohwolle ist der begriff für die wolle, die direkt vom schaf kommt. nach der schur, ungewaschen, unsortiert und ungekämmt ein eldorado für den schafliebhaber, gewöhnungsbedürftig in haptik und geruch für die ländlich eher ferneren teilnehmerinnen.

unter der sehr erfahrenen und fröhlichen leitung von heidi greb erfuhren wir nicht nur theoretisch sondern auch praktisch die eigenheiten in der direkten verarbeitung dieses materials.  wir lernten zu sondieren, zu sortieren, vorzubereiten, zu kombinieren und mutig auch die farblich unbestimmteren wolllocken zu verwenden, mit der hoffnung auf eine angenehme farbe nach wasser und seife.

neben unterschiedlichsten proben entstanden verschiedenste archaisch anmutende kleidungsstücke, die ein wirklicher schutzraum für den körper sind.

stellt wolle in neuseeland oder australien einen wichtigen wirtschaftsfaktor dar, bekommt man in europa aufgrund der gröberen qualität verschwindend geringes entgelt pro (vorsortiertem) kilogramm – so landet rohwolle nach der schur meist auf dem mist oder im feuer. was ehemals lebenswerte schuf verkommt zum entsorgungsfall – und mit dem ursprungsmaterial ebenso der saisonale auswurf der gewinnmaximierend arbeitenden textilindustrie, welche in der regel ohne rücksicht auf menschliche oder ökologische verluste in erzeugerländern alle woche neue „preis-WERTE“ (????) ware unter die leute labelt .

die arbeit mit der rohwolle, dem wollfett an den händen, gras, kletten und auch wegstaub inklusive ließ mich eintauchen in ursprünglichkeiten,  ließ mich nachdenken über wege von textilien, über notwendigkeiten und überfluß in sachen kleidung, über regionalen reichtum der wollsorten und über so manches damit verbundenes.

es ist nicht jederfraus sache, gefilzte kleidung aus rohwolle/ mit rohwollelementen zu tragen und das muß es auch nicht werden. für mich war die auseinandersetzung mit diesem thema jedoch wieder mal ein anstoß in die richtige richtung – weg vom „must have“ hin zum „how to do“  – eine wirklich WERT-volle erfahrung.

im schnee

die welt weiß in weiß will irgendwie so gar nicht zu ihnen passen – eigentlich warten sie auf die ersten grünen hälmchen

– doch weit und breit nur schnee…sie warten – so wie ich, mit frühlingssehnsucht im herzen

noch zu früh für gras

– nie zu früh für sehnsucht

filzmontag

 

wie bereits im vorjahr verbringe ich die montagvormittage in den deggendorfer werkstätten der lebenshilfe. diese bieten für die werkstattgängerInnen als zusätzliches angebot verschiedenste kurse an, wie z.b. schreiben, tanzen, trommeln oder eben auch filzen.

ich habe mich gefreut, als auch für dieses jahr die anfrage an mich kam, ob ich diese sechs vormittage übernehmen wolle. im letzten jahr hatten wir nämlich eine menge spaß, da flogen die filzbälle über den tisch oder hopsten die schatzdosen von einem zum anderen.

nach anfänglichen raum-und zeitverwirrungen am ersten tag (ich spreche allerdings nicht von wurmlöchern…) fanden wir uns dann doch noch zusammen und nutzten die verbliebene zeit eifrig, obwohl nur die hälfte der mann-/frauschaft erschien.

mittlerweile hat es sich jedoch eingependelt und auch heute habe ich wieder ein neues gesicht begrüßen dürfen – 8 teilnehmerInnen umfaßt die gruppe nun.

schön zu erleben, wie die erfahreneren den wollneulingen („ist das watte?“) mit rat und tat zur seite stehen – so entstand heute im größten neuschnee grade zum trotz ein kleiner blütenurwald in buntesten farben – na, auch schon frühlingssehnsucht?

gerne schreibe ich einen beitrag über unsere montags-filzprojekte  – wenn interesse besteht, lasst es mich via kommentar wissen – auch interessieren mich eure erfahrungen im bereich filzen in der arbeit mit menschen mit behinderung sehr. ich kann nur sagen : dieser montag hat mit viel spaß und lachen begonnen – die woche kann kommen!

durchatmen

trotz einiger abendkurse und den montagvormittagen in der lebenshilfe, wo ich mit einer gruppe werkstattgängerInnen filze, ist dieser januar für mich wie jedes jahr der monat des durchatmens. ich geniesse es, das jahr (zumindest beruflich gesehen) ruhig und strukturiert angehen zu können – purzelbäume schlagen werden die dinge im laufe der zeit ganz von selbst, und ich mit ihnen. an so einem ruhigen abend ist dieses duo entstanden. allein die tatsache, bunte materialmix-vorfilze ohne zeit- und farbvorgaben zu gestalten war ein reines spiel, die stulpen hinterher noch zu besticken geschah nur aus lust zur gestaltung.

viel zu oft lasse ich mich hetzen durch fremderwartungen oder eigene zwänge („davon muß ich noch…., das habe ich nicht mehr…., ich wollte doch dringend….., „) – wie schön ist es, sich einfach dem material hinzugeben, ohne die erwartung zu haben, etwas innovatives, sensationelles, unglaublich diffizieles, nie dagewesenes, alles können zeigendes, keine mühe scheuendes zu kreieren –

laß dich mitnehmen von deinen farben sag ich oft in meinen kursen – filzen und freuen.

und wenn man die zeit raum gewinnen läßt, sei sie quantitativ auch noch so klein, können auch ideen raum greifen, wachsen und gestalt annehmen

so kann ein staubflirrendes altes dachgeschoss  mit knarrenden dielen und vorkriegslinoleum, blankgegriffenen türklinken auf nebelweißen türen und einem einladenden spitzboden bereits lachen, farben und begegnungen bergen – noch in meinem kopf.

…noch….