Färben mit Efeublättern

Seit einigen Jahren arbeite ich mich durch die Pflanzen meiner unmittelbaren Umgebung – hier ein kleines Update.

Efeublätter habe ich an unserer Hauswand abgeflückt und für ca. 1 Stunde erhitzt (nicht gekocht), danach über Nacht stehen gelassen. Am nächsten Tag habe ich die Blätter entnommen und den Sud zusätzlich durch einen Baumwollmull geschüttet, um Schwebeteilchen abzusieben.

Hierbei war deutlich zu sehen und zu spüren, wie seifig das Wasser war – manche Leute nutzen Efeu aufgrund der enthaltenen Saponine wohl tatsächlich zum Wäsche waschen ähnlich dem Einsatz von Rosskastanien (auch mit diesen habe ich vor Jahren schon gefärbt).

Wichtig zu erwähnen ist, dass Efeu in all seinen Teilen eine giftige Pflanze ist und ich somit meine mir selbst auferlegte Regel, diese von meinen Färbeexperimenten auszusparen gebrochen habe. Zum Absammeln der Blätter habe ich Handschuhe angezogen und sogar eine ( der ja mittlerweile in jeder Tasche vorrätigen) Masken angezogen, da der Pflanzensaft zu Hautreizungen führen kann. Ausserdem kann die Pflanze beim Abschneiden/Pflücken kleine Teile abgeben, die eingeatmet werden können. Beim Umgang mit Pflanzenteilen und Beizen ist ein persönlicher Schutz in Form von Handschuhe und bei Pulver und giftigen Pflanzen einer Schutzmaske nicht zu vernachlässigen. Auch den Dämpfen ungiftiger Pflanzen muss man sich nicht ungeschützt oder achtlos aussetzen.

Generell noch ein Wörtchen:

Die Beschreibung meiner Färbevorgänge möchte ich nicht als Anleitung verstanden wissen – es gibt Kurse und Bücher, aus denen man mithilfe sehr erfahrener Färberinnen Schritt für Schritt in dieses alte Handwerk der Pflanzenfärberei eingeführt wird. Von diesen Fertigkeiten bin ich weit entfernt und beschränke mich zum einen auf regionale Pflanzen und zum anderen auf ein sehr eingeschränktes Beiz- und Nachentwicklungsverfahren. So viel unglaubliche nachhaltige Farbenpracht ist möglich – meine Versuche sind nur ein sehr kleiner Ausschnitt. Beim Färben gibt es einiges zu beachten – achtet auf euch, eure Familiemitglieder, eure Haustiere, eure Umgebung und bildet euch fort. Dann öffnet sich eine ganz neue Welt.

In den abgeseihten kalten Sud habe ich nun kaltgebeizte Wolle beigefügt und zum Test immer auch ein bisschen ungebeizte Fasern. Das Verhältnis von frischen, also nicht getrockneten Färbedrogen zu färbenden Fasern wie Wolle oder Seide ist im allgemeinen 2:1. Das ist eine Faustregel, kann in Fällen aber auch abweichen. Ich habe mich hier an diese Regel gehalten und entsprechend dem Gewicht der Blätter halbsoviel Wolle abgewogen. Nach dem Einlegen in die Flotte habe ich diese standardmäßig langsam erhitzt und dann für etwa 1 Stunde leise simmern lassen. Der erste Zug erstrahlte dann in einem sattem gelbgrün, was mir jedoch nicht besonders zusagte. Auch wenn die endgültige Farbe erst nach Trocknung zu sehen ist entschied ich mich gleich dafür, diesen Gelbton mithilfe von Eisenwasser nachzubeizen.

So erhielt ich ein kräftiges warmerdiges Grün, mit dem ich sehr glücklich bin. Auf dem Bild ist links vom Efeu zu erkennen, dass auch die ungebeizten Fasern die Farbe gut aufgenommen haben ( evtl. wegen der vielen enthaltenen Saponine?) Über die Farbechtheit kann ich noch nichts sagen. Rechts vom Efeu sieht man die farblich intensiver strahlenden Ergebnisse auf gebeizter Wolle, ohne und mit Nachbehandlung. Ich werde diese Wolle zum Figuren gestalten ( trocken) für meine Erzählkränze verwenden.

Gerne lege ich euch – Werbung ganz ohne Bezahlung- das Buch “ Natürlich Färben mit Pflanzen“ von Franziska Ebner und Romana Hasenöhrl ans Herz. Hier finden Anfängerinnen gute Anregungen und generelle Einordnungshilfen- ein buntes Buch voller Anfänge, ohne zu überfordern.

Ein Besuch bei Anke Culemann auf ihrem Blog wollenaturfarben lässt einen ins Staunen versinken ob der Fülle der Pflanzen- und Faservielfalt und ihres Wissens.

Das sind zwei ganz persönliche Tipps – bleibt neugierig.