Archive for the ‘Materialkunde’ Category

posamente

sind keine posaunen….hat auch nix mit alimenten oder sentimental zu tun….

posament kommt aus dem französischen (passement) ist ein textiler besatzartikel ohne eigene funktion, d.h. sie werden zur verzierung anderer textiler endprodukte wie kleider oder raumtextilien verwandt.

daß es diese verzierungen aus gewebten bändern sind, habe ich auch erst gelernt, seitdem ich hier in direkter nähe zur posamentenfabrik hengersberg wohne.

sie finden verwendung an galauniformen und trachten, an schabracken und lampenschirmen (wobei ihre große zeit dafür eindeutig vorbei ist), werden immer noch von hand hergestellt und muten manchmal ganz schön retro an, je nachdem, in welcher farbkombination die quasten und knoten gefertigt sind.

ich mag diese halle der hengersberger posamentenfabrik voller ratternder maschinen, jede spuckt langsam aber beharrlich eine andere borte, webband, spitze, fransen oder popomgirlande aus, es riecht leicht nach maschinenöl und es ist dort immer warm.

hier findet ein posament für eine uniform verwendung als verschluß – trotz vieler feiner merinofilze ist meine begeisterung für graue bergschafwolle ungebrochen. auf dieser grundigen gürteltasche (hinten befindet sich eine schlaufe) trifft sich posament hengersberg mit flohmarktknopf deggendorf – stimmig.

tante reloaded

 

…es ist auch die zeit des aufräumens und bereitmachens für die langen verschneiten winter hier im bayrischen wald.

deswegen habe ich die diesjährige wolle gesichtet und gelichtet – an alle schafhalter- ich -liebe-meine tiere – aber-was- soll- ich-mit-der-wolle-machen-leser (also, an alle, die mich noch nicht angerufen haben):

sich erst mal großzügig von bauch – beine -po trennen (von dem des wollvlies – wenn das andere so einfach wäre..) – die nackenwolle nicht vergessen; wobei diese teilweise so toll verfilzt ist, dass sich die etwas mühselige reinigung in diversen warmen (regen-)wasserbädern (mit ein bisschen billigem shampoo ab badedurchlauf 2-3, je nach verschmutzung), alles schön langsam, nicht zu stark rühren, sondern zu wasser lassen, durchaus lohnenswert ist;  die wannen müssen so groß sein, dass sich die wolle darin gut bewegen kann;   wolle also gut einweichen und dann, wenn das wasser noch warm ist herausnehmen -wenn das wasser kalt ist bildet sich ein fettfilm an der wasseroberfläche, der sich wie eine haut wieder über die fasern legtund die arbeit war umsonst….dann nochmal wässern und von vorne, bis es keine ablaufbrühe mehr gibt

 die wolle auf ein gitter o.ä. hiefen (soviel davon greifen, wie möglich, das kann ganz schön schwer sein) und alles abtropfen lassen oder in einer vorhandenen schleuder trocken schleudern

danach an einem wetterfesten (regen- und sonnengeschützt) ort 1,2,3…wäscheständer aufstellen und darauf trocknen lassen.

danach duschen ( ja, das lanolin ist zwar gut für die haut, da ist aber nebenbei ein klein bisschen (hüstel) dreck dabei – also: an dir…)

und dann sich freuen, einen microteil der arbeit verrichtet zu haben, die den leuten früher ganz normal und alltäglich war – neben vielerlei anderen aufgaben…da wurde nämlich nichts einfach so weggeschmissen, und schon gar nichts, von dem man sich wärmendes für die kalten tage herstellen konnte; womit wir beim spinnen wären….dazu mehr, wenn ich es endlich kann…

das vlies von tante (unserem schaf…) war so kompakt, daß ich nach lydas beispiel aus der schule das ganze vlies einfach am stück verfilzt habe

ungereinigt (das erledigte sich beim filzen von selbst – ich rate zur open-air-arbeit

die rückseite wurde mit bergschaf belegt

und heraus kam nach walken vielen spülungen mit wasser und essigwasser

tante reloaded

 (kommentar: hey, das sieht ja aus wie geschlachtet!   ??????????   )

nein, tante lebt!

roux du valais meets ouessant

habe das walliser landschaf, auch roux du valais, kennengelernt – und seinen schwarznasigen kollegen, das walliser schwarznasenschaf.

die wolle des ersteren ist sehr robust,  filzt schnell und unkompliziert und ergibt einen festen und strapazierfähigen filz – ideal für sitzauflagen oder taschen, würde ich sagen.

unglaublich, daß ich mich immer wieder begeistern kann – wie verschieden sie doch alle sind.

wer sich näher informieren möchte schaut doch mal auf www.walliser-landschaf.ch

was macht man nun mit 1 kilo desselbigen und einer schubkarre rohvlies ouessant, wenn alle aus dem haus sind? ausprobieren, zupfen, wiegen, legen, filzen, riechen, formen, freuen – was vergessen?

die tasche besteht aus extrafeiner merino, die klappe aus mollys nackenlocken

und zu diesen (und weiteren – aber davon morgen) naturfarbenen taschen passen diese traumknöpfe doch wunderbar…

ich habe gestern fast das halbe knopfregal leergekauft…aber ist ja fürn guten zweck…andere kaufen schuhe…

indian memories

ein auftrag brachte tiefe erinnerungen zurück

– diese stulpen sind aus superfeiner merino und tussaseide gefilzt, beides handgefärbt. die vorderseite ziert ein stück baumwollstoff in bandhani-technik – tausende kleinste knötchen wurden von frauen einer bestimmten indischen region in feingewebte baumwollstoffe geknotet und in immer neue farbbäder getaucht – so entstehen die farbenprächtigsten, in feinster geometrie angeordneten stoffbahnen, die v.a. zu sariblusen verarbeitet wurden. im hinteren winkel der letzten umzugskisten tauchten neben anderen vergessenen erinnerungsstücken diese stoffe wieder auf –

 im hintersten winkel der erinnerung fühlte sich diese entdeckung unglaublich warm an.