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Naturfärberei

Einen großen Schub Begeisterung, Wissen, Übung und Inspiration durfte ich mir Anfang August in einem Naturfärbekurs bei Dieter Kaiser abholen.

In einer Gruppe sehr freundlicher Menschen lernte ich eine Woche lang von Dieter, wie er die Welt der Pflanzenfarben sieht und nutzt.

Geruhsam durch die verschiedenen Prozesse geleitet und begleitet trug ich am Ende nicht nur einen Stapel mit buntesten Proben aller Art nach Hause.

Nein- ich nahm, wie immer, wenn ich bei Wollknoll auf Kurs bin, viel viel mehr mit:

Fundiertes Wissen um bis dato unbekannte Prozesse

Mut, was ganz Neues zu wagen, auch wenn es erstmal unnötig erscheint.

Kontakte mit tollen Leuten – unterschiedlich wie Tag und Nacht.

Ruhe für Geist und Seele in den Zeiten unter den Apfelbäumen.

Und dann das erste Mal back home an meinem Platz wieder gefärbt – etwas anders, auch mal in den Kursunterlagen nachgeschlagen, mich wohl gefühlt dabei.

Es lohnt sich immer, dazu zu lernen, zu üben, neue Ansätze zu testen und vorallem die Arbeit und Erfahrungen anderer zu schätzen. Danke Sonja, Dieter und Martin für diese lehrreiche Woche – ich fühle mich reich beschenkt.

Färben mit Zwiebelschalen

Ein weiterer, bekannter und leicht zu beschaffender Farbstoff steckt in Zwiebelschalen – vielen von euch vom traditionellen Ostereierfärben bekannt.

Genau so einfach lässt sich mit ihnen auch Wolle und Baumwolle färben. Um die Lichtechtheit und Beständigkeit zu unterstützen ( beim Färben von Kleidung z. B.) ist es ratsam, die zu färbenden Stoffe mit Alaun vorzubeizen. Es gibt es auch Möglichkeiten der Vorbehandlung mit Pflanzenmilch.

Trotzdem ist diese Färbung nur bedingt wasch- und lichtecht.

Toll ist diese Färbung auch für Projekte mit Kindern – die Farben leuchten so sehr, zeitlich begrenzter auch auf ungebeiztem Färbegut – passend zum Thema Licht, Wärme, Sonne, Farbe…. Will man die Gefahrenquelle heißes Wasser auch noch ausschalten packe man alles in große Gläser zur Solarfärbung – dauert dann halt entsprechend länger.

Ich habe hier ein mit Alaun vorbehandeltes Flohmarktoberteil in feuchtem Zustand zusammengedreht und mit alten Strümpfen fest zusammengebunden. So werde ich bei der anschließenden Färbung einen hübschen Crush-Effekt erzielen.

Zur weiteren Fixierung habe ich noch einen dünnen Baumwollstoff ( in Schalgröße) um das Shirt-Paket gewickelt, ebenfalls gut feucht, so dass sich die Farbe von Anfang an verteilen kann.

Bei gleicher Behandlung bei gleicher Siede- und Einwirkzeit nehmen beide Stücke leicht verschiedene Farbtöne an – die unterschiedlichen Gewebe ziehen die Farbe unterschiedlich schnell hoch. Denkt daran: der erste Farbeindruck beim frischen Stück täuscht – nach dem Auswaschen in klarem Wasser und Trocknen ( nicht in der prallen Sonne) sind die Farben meist sanfter als frisch aus dem Topf. Faktoren sind u. a. Färbemenge, Relation Färbedroge:Färbegut, Färbezeit, Einwirkzeit, Art der Vorbeize und noch viele mehr

Ich freue mich, mit diesem Shirt den Sommer zu feiern – übrigens wasche ich meine pflanzengefärbte Kleidung nach einigen Extrahandwäschen tatsächlich in der Waschmaschine mit. Die Farben verändern sich da zwar schneller als bei industriegefärbten Stücken – für mich leben sie dadurch richtig mit mit mir. Und: sind bereit, erneut überfärbt zu werden, wenn mir danach ist – das kann allerdings Jahre dauern.

Sommersonnenzwiebeljuli!

Färben mit Efeublättern

Seit einigen Jahren arbeite ich mich durch die Pflanzen meiner unmittelbaren Umgebung – hier ein kleines Update.

Efeublätter habe ich an unserer Hauswand abgeflückt und für ca. 1 Stunde erhitzt (nicht gekocht), danach über Nacht stehen gelassen. Am nächsten Tag habe ich die Blätter entnommen und den Sud zusätzlich durch einen Baumwollmull geschüttet, um Schwebeteilchen abzusieben.

Hierbei war deutlich zu sehen und zu spüren, wie seifig das Wasser war – manche Leute nutzen Efeu aufgrund der enthaltenen Saponine wohl tatsächlich zum Wäsche waschen ähnlich dem Einsatz von Rosskastanien (auch mit diesen habe ich vor Jahren schon gefärbt).

Wichtig zu erwähnen ist, dass Efeu in all seinen Teilen eine giftige Pflanze ist und ich somit meine mir selbst auferlegte Regel, diese von meinen Färbeexperimenten auszusparen gebrochen habe. Zum Absammeln der Blätter habe ich Handschuhe angezogen und sogar eine ( der ja mittlerweile in jeder Tasche vorrätigen) Masken angezogen, da der Pflanzensaft zu Hautreizungen führen kann. Ausserdem kann die Pflanze beim Abschneiden/Pflücken kleine Teile abgeben, die eingeatmet werden können. Beim Umgang mit Pflanzenteilen und Beizen ist ein persönlicher Schutz in Form von Handschuhe und bei Pulver und giftigen Pflanzen einer Schutzmaske nicht zu vernachlässigen. Auch den Dämpfen ungiftiger Pflanzen muss man sich nicht ungeschützt oder achtlos aussetzen.

Generell noch ein Wörtchen:

Die Beschreibung meiner Färbevorgänge möchte ich nicht als Anleitung verstanden wissen – es gibt Kurse und Bücher, aus denen man mithilfe sehr erfahrener Färberinnen Schritt für Schritt in dieses alte Handwerk der Pflanzenfärberei eingeführt wird. Von diesen Fertigkeiten bin ich weit entfernt und beschränke mich zum einen auf regionale Pflanzen und zum anderen auf ein sehr eingeschränktes Beiz- und Nachentwicklungsverfahren. So viel unglaubliche nachhaltige Farbenpracht ist möglich – meine Versuche sind nur ein sehr kleiner Ausschnitt. Beim Färben gibt es einiges zu beachten – achtet auf euch, eure Familiemitglieder, eure Haustiere, eure Umgebung und bildet euch fort. Dann öffnet sich eine ganz neue Welt.

In den abgeseihten kalten Sud habe ich nun kaltgebeizte Wolle beigefügt und zum Test immer auch ein bisschen ungebeizte Fasern. Das Verhältnis von frischen, also nicht getrockneten Färbedrogen zu färbenden Fasern wie Wolle oder Seide ist im allgemeinen 2:1. Das ist eine Faustregel, kann in Fällen aber auch abweichen. Ich habe mich hier an diese Regel gehalten und entsprechend dem Gewicht der Blätter halbsoviel Wolle abgewogen. Nach dem Einlegen in die Flotte habe ich diese standardmäßig langsam erhitzt und dann für etwa 1 Stunde leise simmern lassen. Der erste Zug erstrahlte dann in einem sattem gelbgrün, was mir jedoch nicht besonders zusagte. Auch wenn die endgültige Farbe erst nach Trocknung zu sehen ist entschied ich mich gleich dafür, diesen Gelbton mithilfe von Eisenwasser nachzubeizen.

So erhielt ich ein kräftiges warmerdiges Grün, mit dem ich sehr glücklich bin. Auf dem Bild ist links vom Efeu zu erkennen, dass auch die ungebeizten Fasern die Farbe gut aufgenommen haben ( evtl. wegen der vielen enthaltenen Saponine?) Über die Farbechtheit kann ich noch nichts sagen. Rechts vom Efeu sieht man die farblich intensiver strahlenden Ergebnisse auf gebeizter Wolle, ohne und mit Nachbehandlung. Ich werde diese Wolle zum Figuren gestalten ( trocken) für meine Erzählkränze verwenden.

Gerne lege ich euch – Werbung ganz ohne Bezahlung- das Buch “ Natürlich Färben mit Pflanzen“ von Franziska Ebner und Romana Hasenöhrl ans Herz. Hier finden Anfängerinnen gute Anregungen und generelle Einordnungshilfen- ein buntes Buch voller Anfänge, ohne zu überfordern.

Ein Besuch bei Anke Culemann auf ihrem Blog wollenaturfarben lässt einen ins Staunen versinken ob der Fülle der Pflanzen- und Faservielfalt und ihres Wissens.

Das sind zwei ganz persönliche Tipps – bleibt neugierig.

Maientanz

Lasst den Frühling ein

In dieser Figur vereinen sich Gotlandpelzlocken mit meiner mit Erlenzapfen gefärbten Lieblingshautfarbe und einem leichten Filz aus Wensleydale und Ramie.

Im Figuren filzen auf diese Art und Weise stehe ich am Anfang einer sehr spannenden Reise – Schritt für Schritt fügen sich Puzzleteile offener Fragen in einem Prozess des Lernens, Scheiterns, Weitermachens.

Lasst auch ihr euch bescheinen und durchwärmen, selbst in Wind und Regen.

Sammelt Licht und Energie – die helle Zeit ist da, immer wieder, immer neu.

Jetzt aber

Ein hoffentlich letztes Mal greift der Winter mit schneebedeckten Krallen zu – ehrlich: mir ist das nun schon lang genug….

In all den langen Tagen mit unzähligen Spaziergängen an unspektakulär und doch so verwunschenen Plätzen an Donau oder Isar entlang bahnte sich auch auf dem Filztische ein bisschen Veränderung an. So entstehen gerade kleine Wesen, die ich bis auf ihre Kleidchen komplett in Nadelfilz Technik arbeite

Die verwendeten Wollen sind oft direkt hier aus der Gegend und ich habe sie mit den Pflanzen meiner Umgebung gefärbt. In diesem Jahr wanderten bereits Erlenzapfen, Rosenblüten und Kirschbaumrinde in den Topf – auch eine Portion von Freunden mit gesammelter Avocadokerne schenkte mir warmes Rose.

All diese Wollfarben und im letzten Jahr gefärbtes Stickgarn gepaart mit den Erlebnissen in Wald und am Fluss ergab diese kleine Mischung:

Und seitdem habe ich – zumindest im Kopf – bei jedem Spaziergang Begleitung

So wünsche ich auch euch eine Zeit voller Begleitung und kleiner Freuden – es lohnt sich meist, genauer hinzuschauen…

Und noch vieles wartet darauf, entdeckt und gestaltet zu werden

Sommerleben

Ja – es ist zugegebenermaßen ruhig hier bei mir geworden… das mag zum einen daran liegen, dass die große Hitzewelle im letzten Monat das Werken hier unter dem Dach schier unmöglich gemacht hat. Dafür habe ich viel Zeit im Garten in meiner Färbeküche verbracht und mich Tag für Tag darüber gewundert, wie ich es bis jetzt ohne Pflanzenfärbung ausgehalten habe. Dieses Thema nimmt mich sehr in Beschlag und auch wenn bereits hunderte von Büchern und Blogeinträgen existieren kann nichts die Aufregung mindern, wenn ich nach der Siedezeit in den Topf schaue, nach Stunden nochmal oder am nächsten Tag nochmal…und sich so Tag für Tag die ganz eigene Land- und Farbkarte meiner unmittelbaren Umgebung immer bunter färbt.

Ich geniesse diese Zeit in der Natur – auch wenn es nur eine Stunde ist. Qualität statt Quantität – und die Neugier nimmt nicht ab.

Färben mit Fichtenzapfen
Färben mit stumpfblättrigem Ampfer
Färben mit Rosenblütenblätter

Wer mehr über meine Färbeausflüge wissen möchte schaut einfach mal bei Instagramm vorbei – die filzwerkstattaugentrost hat da nämlich seit Jahresanfang einen kleinen aber feinen Kanal auch zum Thema Pflanzenfarben.

Wie gesagt – die letzten Kurse liefen Anfang Juni

so entstanden neben Gartenmedaillons

verschiedenste bewachsene Steine.

Endlich ist auch das neue Programm 2019/20 mit all seinen neuen Inhalten fertig – in den nächsten 2 Wochen wird es hier zu finden sein – versprochen! Nicht nur dieses Getippsel sondern auch so manche andere trockene PC – Arbeit hat mich die letzten Wochen beschäftigt – dazu aber ein anderes mal mehr.

Ich höre jetzt auch wieder auf und begebe mich zu meinem Färbetopf – darin zieht seit vorgestern die Wegwarte. Es sieht darin schon ganz schön sonnig aus….und so viele Blüten warten noch….