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sommerdämmerung

wenn die nebel ziehen und am frühen morgen aus den donauniederungen aufsteigen, wenn die luft feuchtfrisch in die zimmer weht, wenn die kreuzspinnen ihre vor tautropfen glitzernden netze nicht länger vor neugierigen augen verstecken können, dann ist er da, der herbst.

und mit ihm die letzten sonnentage, die es zulassen, die gesammelten schurschätze endgültig urbar zu machen – so verbrachte ich viele stunden mit aussortieren, waschen, lockern, trocknen.

karamellfarbenes und dunkelbraunes, fast schwarzes bergschaf (danke! das paket ist angekommen!), ouessant in schwarz, braun und grau und heidschnucke in weiß und grau – die kisten füllen sich mit leise duftenden wollwolken und das ist ein gutes gefühl! ebenso waren bereits einige menschen bei mir, die ungewaschene wolle erbaten, um die tannen oder obstbäume winterfest und rehsicher zu machen – der verbiß läßt nach, sobald das reh auf wolle beißt (oder sie riecht?) – was für eine gute möglichkeit, auch die bauchwolle zu verwenden.

der blätterdruck ließ mich nicht los, so entstanden z.b. einige baumwoll-loops. und endlich traute ich mich, einen bedruckten etamin einzufilzen – nur am rand in rauchblau, stimmig zu den blauholztönen der färbung –

und siehe da: der print wurde leicht schwächer, die farben und formen aber blieben erhalten. wahrscheinlich ist es dennoch ratsamer erst zu filzen und dann zu drucken – das schont die nerven – ein versuch war es aber völlig wert.

und was ist das???!

ja – das sind die neuen räume der werkstatt augentrost – mitten in der deggendorfer innenstadt. schon in 10 tagen wird dort der erste kurstag stattfinden – einiges sucht noch seinen platz. ich kenne hier mittlerweile jedes knarzende brett, jede schiefe wand, jede alte tür – sie alle erzählen geschichten von früher, als hier geschneidert, gelacht, gelebt wurde in diesem gut hundert jahre alten haus – und ich fühle mich mitten drin und warm.

 

 

hinaus!

sovieles zu entdecken gibt es – pausenlos, immerzu… es lohnt sich, genau zu schauen, im kleinen und kleinsten…

so bin ich denn auch viel unterwegs auf der wiese und am wald, um z.b. nach blättchen zu suchen, ich kann gar nicht anders. da ich sowieso vom typ sachensucher bin, bin ich eigentlich nie gelangweilt, denn ich finde immer irgendwas interessantes – so auch im urlaub.

bei flirrender hitze machte ich mich auf in die olivenhaine, um zerreiche, steineiche, lorbeer und anderes laub zu sammeln – getrocknet und gepresst kam es nun zum einsatz – gemeinsam mit meinen eigenen wiesen- und gartenschätzen: walnuss, eiche, birke, heckenrose, rainfarn und färberkamille.

etamin, baumwollgaze, käseleinen, verschiedene seiden und auch baumwollmousseline – alles belegte ich im rhythmus des windes, im zirpgesang der heuhüpfer, im zufriedenen schafsgeblöcke, im wechsel der wolken und der sonne mitten auf der wiese. fast wollte ich nicht mehr aufhören –

das rollenzubinden allerdings  (v.a. bei den dickeren stoffen, die ich – ja, ich gebe es zu – sehr lang gewählt habe…) gab meinen fingern dann doch den rest – aber ich sehe  auf wunderbare tücher, rieche die kraft der gerbsäure und den feinherben duft des rainfarn, meiner lieblingswiesenfärbepflanze. seht ihr die struktur des gefiederten blatts und die dolde?

ich konnte es mir nicht ganz verkneifen, ein paar krümelchen krapp musste ich einfach daraufstreuen;  ein bisschen kam ich mir dabei vor wie ein koch – ein bisschen krapp, ein bisschen birkenbrösel von letztem jahr, die ich nicht wegschmeißen wollte und: war da nicht noch blauholz vom eierfärben übrig? ja – nur das war mir im endeffekt doch zuviel blau….

also: doch beim eigenen färbegut bleiben und beobachten wie drei mal walnuss auf etamin dreimal anders färbt –

auffällig auch, wie stark die zerreichenblätter ihre farben spendeten – und die blattform so bizarr

wie auch bei anderen abbindefärbungstechniken: je gröber der stoff/je lockerer gewebt desto diffuser der druck. auf etamin eine wahre pracht, auf seide ist es mir fast zu stempelig, so exakt sind die drucke. was ich wohl damit anstellen werde? filzen? nähen?weiter färben? …der dunkle winter wird es mir zeigen!

für heute schließe ich die tür. doch sobald die risse in den fingern (vom schnüre anziehen) verheilt sind….die schätze  winken herein – schau hinaus und lass dich begeistern!

 

naturdruck

inspirierenden einblick in die technik des ecoprint durfte ich mir bei brunhilde scheidmeir gönnen – und ich war mehr als begeistert. es liegt mir einfach, mit meinem körbchen loszuziehen und rund um mich herum brauchbare dinge zu suchen (früher habe ich mit meiner besten freundin barbara sehr oft sachensucher gespielt – irgendwie hat das nie aufgehört).

brunhilde unterfütterte meine kenntnisse mit ihrem reichen färbe- und druckerfahrungsschatz. die zwei tage vergingen wie im flug. alleine durch kontrolliertes beizen der stoffe und dem richtigen färbegut entstehen im dampf faszinierende naturdrucke, die durch erneutes überfärben oder überdrucken in immer neue dimensionen wachsen können. aber auch der einzelne erstdruck läßt schon träumen

nach vielen proben mit und ohne beizen und auf verschiedenen stoffqualitäten (an denen ich endlos weiterwickeln und drucken hätte können) filzte ich mir ein großes schultertuch merino 18mic auf walnußgefärbter seide, bedeckt mit chiffon. aus grüngefärbter seide schloß ich kleine ausgeschnittene blättchen zwischen die pongee- und die chiffonseide ein, beizte alles in eisen und druckte noch eine paar kleine erinnerungsblätter auf den abschluß auf.

und wieder sehe ich meine umgebung mit anderen augen, erfahre farbschattierungen intensiver – es geht nicht immer um neue techniken und methoden, die ich be-nutz-en kann, wenn neue bereiche sich öffnen. es ist vielmehr eine bereicherung meiner wahrnehmung und die bewußtmachung  von allerlei, was die natur uns schenkt – umsonst und ohne hintergedanken.