must have

zurück von einer woche filzinput bin ich voller neuer und kribbeliger eindrücke – zum thema „sich ein fell zulegen“ beschäftigten wir uns beim wollknoll in neuhausen eine knappe woche mit rohwolle.

rohwolle ist der begriff für die wolle, die direkt vom schaf kommt. nach der schur, ungewaschen, unsortiert und ungekämmt ein eldorado für den schafliebhaber, gewöhnungsbedürftig in haptik und geruch für die ländlich eher ferneren teilnehmerinnen.

unter der sehr erfahrenen und fröhlichen leitung von heidi greb erfuhren wir nicht nur theoretisch sondern auch praktisch die eigenheiten in der direkten verarbeitung dieses materials.  wir lernten zu sondieren, zu sortieren, vorzubereiten, zu kombinieren und mutig auch die farblich unbestimmteren wolllocken zu verwenden, mit der hoffnung auf eine angenehme farbe nach wasser und seife.

neben unterschiedlichsten proben entstanden verschiedenste archaisch anmutende kleidungsstücke, die ein wirklicher schutzraum für den körper sind.

stellt wolle in neuseeland oder australien einen wichtigen wirtschaftsfaktor dar, bekommt man in europa aufgrund der gröberen qualität verschwindend geringes entgelt pro (vorsortiertem) kilogramm – so landet rohwolle nach der schur meist auf dem mist oder im feuer. was ehemals lebenswerte schuf verkommt zum entsorgungsfall – und mit dem ursprungsmaterial ebenso der saisonale auswurf der gewinnmaximierend arbeitenden textilindustrie, welche in der regel ohne rücksicht auf menschliche oder ökologische verluste in erzeugerländern alle woche neue „preis-WERTE“ (????) ware unter die leute labelt .

die arbeit mit der rohwolle, dem wollfett an den händen, gras, kletten und auch wegstaub inklusive ließ mich eintauchen in ursprünglichkeiten,  ließ mich nachdenken über wege von textilien, über notwendigkeiten und überfluß in sachen kleidung, über regionalen reichtum der wollsorten und über so manches damit verbundenes.

es ist nicht jederfraus sache, gefilzte kleidung aus rohwolle/ mit rohwollelementen zu tragen und das muß es auch nicht werden. für mich war die auseinandersetzung mit diesem thema jedoch wieder mal ein anstoß in die richtige richtung – weg vom „must have“ hin zum „how to do“  – eine wirklich WERT-volle erfahrung.