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Wollige Fortbildung für ErzieherInnen

Mit ErzieherInnen zum Thema Wolle und Filz zu arbeiten ist jedes Mal etwas Besonderes.

Gestern um so mehr, da dies im Rahmen des Werkunterrichts an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Passau stattfand, also ganz an der Basis.

Ausgerüstet mit viel Fachliteratur, vielen Filzproben, vielen Filzsachen und – wie sollte es anders sein- vielen verschiedenen Wollen, einem umfangreichen Konzept und noch viel mehr Ideen gingen die drei Stunden viel zu schnell vorbei.

Da es an diesem Nachmittag um Wollkunde gehen sollte und die Klasse mit 26 SchülerInnen gar nicht klein war gab es neben Gruppenarbeiten und anschließendem Vorstellen verschiedener Schafrassen ( zwischen 500- 600 verschiedene gibt es wohl weltweit) auch viel Information und Theorie von meiner Seite. Wir sprachen über Herkunft, Feinheitsgrade, Faserlängen…

Das war erstmal ungewohnt, da ich sonst in meinen Kursen meist nach kurzen Worten ins praktische Tun komme – aber ich denke, so hatten alle mal die Chance, sehr viel Wissen und auch Impulse z. B. auch zu Fragen der Nachhaltigkeit von Wolle zu aquirieren und zu diskutieren.

Wolle selbst erfahrbar gemacht haben wir durch gelegte Bilder aus einem Haufen wirrbunter Restfasern aller ( Woll-) Art mit anschließendem Brainstorming zur Umsetzung im eigenen Arbeitsfeld. Nein, es braucht keine aufwendige und teure Materialschlacht, um haptische Erfahrungen mit Wolle zu ermöglichen und Raum für ästhetische Erfahrung zu schaffen. Es braucht auch keine Vorlage oder Schablone, die nachgearbeitet werden soll, damit man gefällt. In diesem Fall arbeitet hier nur das Material, mit und in einem….

Mir selbst war es anschließend ein Anliegen, den SchülerInnen die verschiedenen, im Wollhandel angebotenen Darreichungsformen von Wolle näher zu bringen – denn letztendlich sind sie es, die später das passende Material für ihre Gruppen ( meist im Internet) erwerben.

Wie eingangs erwähnt: die Arbeit mit pädagogischen MitarbeiterInnen ist immer etwas Besonderes für mich. Gerade Erzieher und Erzieherinnen arbeiten mit dem Wertvollsten: unseren Kindern.

Diesen in Liebe und Respekt zu begegnen und ihnen Liebe und Achtung zu Mensch, Natur und zu sich selbst zu vermitteln kann meiner Meinung nach nur in Verbindung von Herz, Hand und Verstand ( ja, ich bediene mich hier einem Reformpädagogikansatz) geschehen.

Danke für eure Neugier, danke für euer Einlassen und eure Ideen. Jedes Seminar bringt auch mich immer ein Stück weiter und lässt Neues wachsen.

Regionale Wolle Teil 3

Untertitel: warum weiß ich es nicht selber besser

Was im Netz steht muss stimmen…. bis man es selber verwirft, mehrfach… Das geht wahrscheinlich nicht nur mir so ( note to myself: aber du weißt es doch eigentlich besser…)

Fakt: ich bin im Zuge der Wollepidemie hier, wider besseren Wissens, der fakenews gefolgt, Rohwolle ganz einfach und ohne Aufwand in der Waschmaschine zu waschen…. Zugegeben als Experiment mit einer kleineren Menge nicht sonderlich filzfreundlicher Fasern… Und: was soll ich sagen..

Also nur soviel: bei mir funktioniert das jetzt eher weniger – kommt halt drauf an, welches Ergebnis man erwartet. Möchte man gerne zusammengefilzte harte Wollklumpen ( was ja eigentlich klar war) die schon irgendwie sauber aussehen dann ja.

Nichts soll umsonst getan werden, deswegen ein kleiner Beitrag für euch zu diesem Thema – gern lasse ich mich eines Besseren belehren, da wäre ich gespannt.

Nun denn, ich kann ja nichts wegschmeißen – also musste eine Verwendung her, die ich hier mit euch teile. Hierzu könnt ihr natürlich nicht nur gewaschene Rohwolle verwenden – wie wäre ein generelles Ausmisten der Wollvoräte ( es wird Frühling) und alles, was nicht mehr ganz taufrisch ist kann für dieses Projekt verwendet werden

Unbrauchbare Wollreste, Bergschaf natur, Garn, Weißer Kammzug

Für meine Figurenlandschaften, als Fotohintergrund, als Raumdeko oder Fensterstopper – grössere Filzsteine sind da einfach unschlagbar und entwickeln auch auf Besucher eine schon fast magische Anziehungskraft.

Um einen solchen größeren Stein zu filzen braucht es einiges an Wollinnenleben – genau das Richtige für ungeliebtes Material, bei mir die verhunzten gewaschenen Wollknödel

Diese zu einem sehr festen Kern wickeln – Größe nach Gusto. Zur weiteren Stabilisierung in zwei Streifen Bergschaf wickeln, ebenfalls sehr fest und mit Garn gut in allen Richtungen fixieren – auch hierfür gerne das Hässlichste aus der Kiste endlich verwenden (alles ist dafür kompatibel, am besten sind Garne, die sich selbst durch ihre Beschaffenheit nochmal mit der Wolle verbinden können)

Diesen Knödel lege ich nun erstmal in warmen Seifenwasser ein bevor ich ihn weiter in allen Richtungen mit Streifen von Bergschafvlies umwickle. Natürlich ist auch jede andere gut filzende Wolle dafür einsetzbar – Vlies ist um vieles dankbarer als Strang, mit gröberer Wolle filzt es sich hier leichter als mit feinen langen Fasern. Wieviele Lagen ihr aufbaut entscheidet selber – mein Spruch wären mindestens drei komplette. Ich nehme allerdings viel mehr, denn ich will den unregelmäßigen Kern später beim Anfassen nicht mehr spüren. Die Streifen ziehe ich ähnlich wie Frischhaltefolie mit genug Zug ( ohne die Fasern reißen zu lassen) in alternierenden Richtungen um den seifigen Stein und lege auch jede Lage einzeln wieder mit nassen seifigen Händen an.

Wenn ich genug habe lege ich mit einem weißen Kammzugrest noch eine Quarzader auf, bevor ich den Stein mit einem Stück Gaze bedecke und nun erstmal die Oberfläche auf allen Seiten durch sanfte Reibung schließe, bis sich die Fasern nicht mehr verschieben. Gaze dazu immer wieder abheben und bei Bedarf neu auflegen, ansonsten filzt diese mit ein.

Nun komme ich bald zu dem Punkt, daß die Oberfläche geschlossen, die Filzhülle aber noch zu groß für das Inlet ist. Hier zeigt sich nun, wie prima es ist, wenn der Kern fest gewickelt war. Denn nun geht es ans Eingemachte, es kann gerollt, geworfen, gebounct und geklopft werden- bietet der Kern einen Widerstand geht alles viel leichter.

Da meine Wollreste im Inneren ja bereits verfilzt und sehr fest zusammengerollt waren schrumpfen diese nicht mehr sehr stark mit. Anders verhält es sich, wenn man gut filzfähige Wollreste im Inneren verwendet – diese zu einem wirklichen festen Kern wickeln, bevor ihr loslegt. Auch dieser wird im Prozess noch schrumpfen, hat aber weniger Spiel dazu als ein unmotivierter Haufen Fasern.

Wenn der Stein nun stabil und die Hülle gut an das Inlet geschrumpft ist wasche ich das Stück aus. Um überschüssiges Wasser zu entfernen kommt der Stein bei mir in die Schleuder ( bitte mit einigen Handtüchern als Polstermaterial). Wer keine Schleuder hat rollt ihn in einem trocken Handtuch fest aus, formt ihn danach zum Trocken und legt ihn auf ein Gitter ab. So kann das Stück von allen Seiten trocken.

Ach ja- und wenn wir schon bei Tips aus dem Netz sind ( trau-schau-wem):

Sich diese Arbeit mit einem Inlet aus schmutziger Rohwolle zu machen und drauf zu vertrauen, dass der Filzvorgang eh allen Dreck aus dem Stück fegen wird…. schaut beim Arbeiten zwar so aus und funktioniert, meiner Erfahrung nach, bei Flächen aller Art auch wirklich gut, vorallem, wenn man im Arbeitsprozess immer mal wieder die Schleuder einsetzt. Hier allerdings hinterlässt der übrige Wolldreck nach dem Filzen Trauerränder auf allen Seiten des Steins ( siehe Bild) welche erst nach dem Trocknen sichtbar werden. Ich habe mich bemüht, diese Verschmutzungen zu entfernen – das Bild zeigt das Ergebnis nach dem 4. Einseifen, Auswaschen und Trocken – keine Chance.

Also : wieder nix mit schnell mal machen ( haben wir Handwerker auch schon gewusst) – die Steine sind aber trotzdem eine einfache und zügige Methode, ungeliebte Wolle wunderschön verschwinden zu lassen.

Und als kleine Kulisse finde ich sie einfach toll

Regionale Wolle Teil 2

Hier eine minikleine Portion Wolle so, wie sie aus dem Schursack kommt – sie war wirklich nicht allzu dreckig. Und doch ist es unglaublich, welche Verwandlung die Fasern machen. Ich zeige das einfach mal wieder hier ( in Bildern von Kleinstmengen – gewaschen habe ich 4 gut aussortierte Vliese in Rhönschafgröße). Ich hoffe, auch neuen Leserinnen einen kleinen Einblick in die Urbarmachung von Wolle zu geben, die wenig bis gar nichts mit den maschinell aufbereiteten schreiend bunten Wollfluffeln zu tun hat, die der Billigbastelhandel unter dem Namen Zauberwolle grammweise in feinem Plastik verpackt unters Volk schmeißt ( ich spreche hier ausdrücklich NICHT von den allseits bekannten deutschen und österreichischen Wollhändlern und andere professionelle europäische Wollversänden!!! ) Mein Beitrag kann den Prozess allerdings nur zusammenfassend beschreiben. Jeder Schritt hat seine eigene kleine Welt der Erfahrung und des Lernens und ist es wert, selbst gegangen zu werden.

Nach einem 1 Tagesbad ( sh. voriger Beitrag) mit etwas Soda und einem zwei- dreimaligen Wasseraustausch sah es nach dem 3 tägigen Trocknen mit wiederholtem Umschichten und Drehen dann etwa so aus

Ich hatte das Vlies bereits vor dem Waschen zerrissen – sprich: ich hatte die Fasern, die durch das Wollfett, Dreck und auch etwas Verfilzung richtig zusammengehockt waren zwischen den Händen mit Hilfe meiner Finger, die ich wie einen Reisswolf verwendet habe, aufgelockert und auseinandergerissen – portionsweise und insgesamt stundenlang. Der Grund: dadurch lösen sich bereits einige Verschmutzungen und Vegetabilen fallen zu Boden. Die Fasern werden aufgelockert und werden beim Einweichen besser und schneller sauber. Diese Arbeit übernimmt bei der maschinellen Säuberung von Wollfasern der Wolf – und ehrlich: nach 3 Vliesen hatte ich mir auch den Wolf gerissen. Diesen Vorgang habe ich nach Trocknung der Fasern wiederholt. Dadurch verabschieden sich erneut viele Grasreste und ähnliches, was auch nach meiner Wollwäsche noch hartnäckig in die Fasern verhakt war. Ergebnis waren nun duftige wollweisse Wollwolken

Immer wenn ich mal soweit bin freu ich mich erstmal so richtig und verspüre eine tiefe Verbundenheit zu diesem meinem Handwerksmaterial.

Was bei mir bei ( fast – Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel) keinem Vlies fehlt ist eine Filzprobe, um die Filzeigenschaften der Wolle zu testen. Dazu schaue ich mir gerne auch die Faserlänge und die Faserbeschaffenheit an. Da es sich bei dieser Wolle nicht um die eines reinrassigen Herdbuchtieres handelt macht es für mich wenig Sinn, die Erkenntnisse zu katalogisieren. Aber: ich kann ja meine Erkenntnisse für die nun vorhandene Wolle schöpfen, also mal erneut schnell einen Blick drauf werfen

Entschuldigt – mein Maßband war verschollen… Aber die Faserlänge kann man in diesem Vergleich fast besser einschätzen. Interessant zu wissen ist vielleicht, dass sich im Vlies eines Tieres sehr verschiedene Fasern befinden können – je nachdem wo sie sich befinden. Als nur ein Beispiel folgendes Bild

Gleiches Tier – andere Länge und auch Beschaffenheit. Die kleinen feineren Löckchen befinden sich meist an der Stirn oder an den Backen. Bereits beim Vorsortieren vor dem Waschen zerreisse ich solche meist kleinen, interessanten Stücke nicht sondern wasche sie vorsichtig im Verbund.

Erst nach dem Trocknen ziehe ich vorsichtig einzelne Löckchen aus dem Faserverbund, indem ich sie unterhalb der Spitze mit Daumen und Zeigefinger packe, die Wollportion mit der anderen Hand locker festhalten und dann ziehe.

Diese Locken verwende ich gesondert weiter- für Figurenhaare z. B. In kleine Portionen gepackt warten sie dann erstmal aufs Färben.

Frische vorbereitete Lockenbündel neben bereits pflanzengefärbten Skuddenfasern

Ganz anders gehe ich vor, wenn ich längere und auch wertvollere Locken zu waschen habe. Dazu gerne ein anderes Mal mehr.

Nun aber zur Filzprobe. Übrigens ließe sich die natürlich auch aus der ungewaschenen Wolle machen – drinnen verzichte ich allerdings ganz gern darauf… Mit den Handkarden kämme ich mir die Fasern zurecht, so kann ich diese regelmäßiger auflegen ( natürlich kann auch direkt aus der gerissenen Faser gelegt werden – ich kämme meist nur für die Probe)

Nach Auslage einer Fläche in zwei Lagen filze ich nun so lange, bis sich nichts mehr an Schrumpfung tut.

Das Ergebnis hier war überraschend. Die langfasrige gut strohige Wolle erweist sich als mittelmäßig bis gut filzfreudig. Sie schließt schnell, ihr Verbund ist dicht. Der fertige Filz bleibt trotz ordentlicher Schrumpfung recht weich.

Bei einer Probekugel mit einer groben Filznadel komme ich sehr schnell zu einem sehr stabilen Ergebnis beim Nadelfilzen, ausserdem gefällt mir die leicht gewellte Optik der Fasern sehr gut. Also beschließe ich ohne großes Federlesen einen Teil der Wolle für Zwerge und Wiesen in Grüntönen zu färben – ab damit in den Topf.

Party time!

Eine sehr schnelle Möglichkeit Fasern im Topf zu färben ist das Aufbrauchen sämtlicher auch älterer Seidenmalfarbreste der Mama oder Freundin – viele Leute verkaufen die Reste ihres ehemaligen Hobbies auch für kleinstes Geld. Nehmt, was ihr kriegen könnt – damit arbeitet ihr zum einen sehr schnell und sicher ( kein Anrühren von Pulver notwendig) und ressourcenschonend ( es gibt viel zu viel alte Farbflaschen in Regalen und Schränken…). Wenn ihr beim Mischen ein bisschen auf den Farbkreis achtet kann auch bei gruseligen Farbtönen nichts schief gehen. Und wenn ihr genug Färbematerial sprich Wolle habt könnt ihr die Farbe nach Gusto verteilen und so lange Wolle nachlegen, bis das Wasser klar ist ( sollte der nach dem ersten Färbevorgang noch farbig sein)

Ich habe 2x nachgelegt, sowohl Flocke als auch ein älteres kardiertes Stück Bergschaf.

Ich denke, den ungefärbten Rest werde ich zum Trockenfilzen und Stopfen verwenden. Dazu zeige ich im nächsten Beitrag mal ein Beispiel. Ich hab nun einen sehr großen Vorrat davon – vielleicht begegnet euch diese Wolle ja auch an einem Kursabend, wenn es wieder soweit ist…

Regionale Wolle Teil 1

Eigentlich… Ich vermute stark, dass es dieses Wörtchen zumindest in die Top Ten der meistbenutzten Wörter 2020 geschafft hat. Eins meiner „eigentlich“ hat mit den Massen an Rohwolle zu tun, die ich dieses Jahr so großartig großzügig von mehreren Schafhalterinnen für meine eigentlich geplanten Rohwollkurse geschenkt bekommen hatte. Leider konnten diese trotz Openairplanung mit Hygienekonzept wegen diverser Wetterkapriolen nicht an den geplanten Terminen stattfinden. Was zurückblieb war zugegeben etwas Frustration und – Rohwollvliese.

Nachdem ich dann selbst einige Sitzfellchen ( ohne Chance, diese auf einem Markt verkaufen zu können) gefilzt und einen Teil der Wolle in Vakumiersäcken eingelagert hatte waren immer noch Vliese übrig – ohne Möglichkeit auf weitere mäuselose Outdoor – Lagerung, da auch schon diverse Deckenhaken zur Aufhängung von Wollsäcken bereits mit solchen ( Ouessant-, Walliser- und Zackelschafvliese) belegt waren. So dümpelte die Wolle einige Monate nicht besonders malerisch am Haus in diversen Säcken vor sich hin ( danke Familie fürs Übersehen oder Ertragen) – aber wegschmeißen war für mich einfach keine Option.

Die Blätter fielen, die Wolle am Schaf war schon wieder recht üppig ( Stichwort nachwachsender Rohstoff) und der Winter zog ins Land. Wohin nur mit den Vliesen??? Die einzig positive Tatsache daran, dass ich wir in diesen Zeiten keine Gäste beherbergen können, fiel mir kurz vor Heilig Abend ( da hat man ja prinzipiell auch wenig anderes zu tun…) wie Schuppen von den Augen.

Und so funktionierte ich das Bad der Gästewohnung kurzfristig zur Wollwaschstation um.

Ich weiß – das ist eigentlich Sommerarbeit. Und meine Mama sollte das eigentlich auch nicht erfahren… Nun trocknet aber bereits die Wolle von 3 großen Vliese Rhönschaf aus Ortenburg und zwei folgender Damen unbekannter Rasse aus Wallersdorf auf den Wäscheständer vor sich hin.

Leider hat meine gute Schleuder nun auch noch ihre Dienste aufgegeben…. Ich hoffe auf erneuten Elektrosupport aus der Nachbarschaft. Verschärfte Bedingungen an allen Fronten…so wird der Trocknung noch einige Tage in Anspruch nehmen – aber es sieht schon definitiv so aus, dass sich diese Arbeit mal wieder gelohnt hat – und auch das Bad putzen wird sich richtig lohnen…

Gerne zeige ich im nächsten Beitrag das Ergebnis meiner Mühen, erzähle etwas zur Beschaffenheit der Vliese und Fasern, zur weiteren Verarbeitung und zu Verwendungsmöglichkeiten besagter Wolle. Damit möchte ich euch motivieren, diese Schätze vor eurer Haustüre zu nutzen – auch wenn es richtig Arbeit ist, eigentlich lieber im Sommer und draußen getan werden sollte und man mittlerweile eigentlich viele Möglichkeiten hat, fertig aufbereitete Filzwolle in großer Auswahl per Klick zu bestellen.

Aber ehrlich: eigentlich einfach mal machen – es lohnt sich.

Kuschelzeit

Neben den Kursen und den Marktvorbereitungen für den Zeughausmarkt in Lindau habe ich die letzten warme Tage dazu genutzt, die Vliese unserer Schäfchen in kuschelige Sitzfellchen zu verarbeiten.

Hierbei filze ich direkt aus der Rohwolle und einer Bergschafvliesunterlage – eine Arbeit, die draußen gemacht werden sollte…. das Ergebnis begeistert umso mehr: Filzstücke wie gewachsen, dafür musste kein Schäfchen sterben und im nächsten Jahr hat man – so Gott will – neues Material für neue Fellchen.

Jedes Stück ist so individuell wie sein Spender – ich selber kann meine einzelnen Schäfchen ohne Probleme darin erkennen.

Im nächsten Sommer werde ich wieder einen Sitzfellchenkurs anbieten, der Termin liegt nach der Schur im Mai/Juni und wird nicht in der Werkstatt sondern draußen stattfinden – bei Interesse gerne jetzt schon per mail melden (info@augentrost.info) – noch gibt es ein paar Plätze zu vergeben.

Dann bekomme ich auch wieder diese wunderbare Rhönschafwolle von meiner Lieblingsrhönschafhüterin aus dem Nachbarlandkreis – meine letzten Reste habe ich hier noch verwendet. Ob ich dieses Kissen allerdings mit auf den Markt nehme…..nur , wenn ich mich trennen kann, denn es kuschelt halt so schön!

So kuschel ich denn gleich noch ein bisschen weiter mit Gotland- und Ouessantwolle – bis morgen, wenn wir uns in der Werkstatt 2 Abende lang dem Thema Nunofilz Gürtel widmen werden (alle Plätze belegt).

Am Samstag bin ich mal wieder in der LVHS Niederalteich zum Thema Krippenfiguren aus Wolle gewickelt – ich freue mich auf diesen Tag

So habe ich die nächste Zeit genug zu berichten – auf bald!

Regenbogenwolle

Ein wunderbarer Regen-Sonne-Regenbogennachmittag irgendwo im Landkreis Passau – ein Dach über dem Kopf im Stadel

Wolken von Rohwolle gut behütet vom Hofhund und dem kritischen Blick der Lieferanten, einer kleinen Rhönschafherde unterm Apfelbaum

so konnte beim Sitzfellchen filzen ja gar nichts mehr schief gehen. Aus Bergen von Rhönschafwolle von Carolas Herde und etwas Wollspende meiner Ouessants, gemischt mit Bergschafwolle entstanden superkuschelige stabile Sitzflecken.

Ob im Wollmix, ganz in Felloptik oder mit einem Lockenrand

Vor lauter Sortieren, Zupfen, Legen und Walken hatten wir kaum Zeit und Muße, die wunderbaren selbstgebackenen Kuchen und Nachspeisen zu würdigen (was ich hiermit nochmals ganz ausdrücklichen tun möchte – danke!!!)

Zuhause nutzte ich den Motivationsschwung, den so hübsche Ergebnisse immer in mir auslösen, gleich noch aus, um die letzten Reste eines wirklich schönen Wensleydalevlieses zu waschen und zum Färben vorzubereiten – 

Heidschnuckenvliese nach Farben und Partien zu sortieren

mich an ein letztes Ouessantsitzfellchen zu machen – ja, die diesjährige Wolle ist nun schon verfilzt….

und: mich nicht zuletzt an den verschiedenen Fellchen zu freuen, die ich als Samples gefilzt hatte

Und hier noch eine kleine Idee direkt von mir und unserer Lagerfeuerstelle

Sitztöpfe  😉

Nutzt doch einfach alte Einmachtöpfe als Hocker – die sind stabil und ausgestattet mit einem kuscheligen Sitzfellchen auch superbequem!

Viel Spaß beim Hocken

babyalpaka

alpakababykragen probe senior

 

nein – das hier war mit sicherheit kein babyalpaka mehr – eher die oma, oder vielleicht doch die uroma…??

ein von einer lieben freundin geschenkter ganzer sack oma – alpakawolle…

nach dieser strukturreichen probe wußte ich immer noch nicht, was ich nun wirklich damit tun sollte. nach einigem hin und her entschloss ich mich, den sack zu entsanden – sprich die wolle zu schütteln und fortan als versandschutz zu verwenden. zumal alpaka ja kein wollfett enthält und dieses seniorendrahthaar auch sehr fusselarm ist. ..kaum war der entschluss getroffen bekam ich vom alpakahof schreiber zwei säcke mit absolut kuschelweicher babyalpakawolle – was für ein traum.

alpakababykragen wollealpakababykragen probe

und da mich die probe so unverschämt ankuschelte legte ich einen – vorerst kurzen – kragen aus.

alpakababykragen auslagen

nun – der boden (hier nach dem 2. (!) kehren) wurde zwar strapaziert, um die stärker in mitleidenschaftgezogenen rohwollfasern auszusortieren –

alpakababykragen bodenalpakababykragen nass

aber das ergebnis versöhnte mich absolut mit der kontemplativen zupfelarbeit beim legen und der vorsichtigen anfilzphase.

alpakababykragen 1alpakababykragen 2

kombiniert mit einer (von mir tatsächlich nicht oft verwandten) 16mic merino und einer ordentlichen portion tussaseidenfasern kann dieses stück klassisch als kragen

alpakababykragen 5

als halsnaher rollkragen

alpakababykragen 3alpakababykragen 4

oder wahlweise auch als cape -kragen getragen werden. und er ist so weich …..

alp3

und sie so süß…..!

 

 

 

jetzt gehts looos!

nach den sommermonaten öffne ich meine werkstatt wieder für das neue kursjahr – der morgige abend ist schon deslängeren ausgebucht, ihr habt aber bis april noch einige möglichkeiten, euch mit mir auf filzreise zu begeben.

so steht am 6. oktober die blätterranke auf dem programm

am 7.november werden wir kauzig, am 13. und 14. november schalig und am 2. dezember dann engelig…. und wer mit meinen beschreibungen nun etwas überfordert ist, sei herzlich HIERHER eingeladen – hier finden sich einige bildchen – eure ergebnisse können aber natürlich auch ganz anders aussehen!!

auch in hengersberg wird es in diesem herbst/winter einige filzkurse geben – schon am 29.9. werden wir pilzig, am 14.10 eulig

am 3.11. kartig und 12.12. wärmelig – nähere infos findet ihr hier oder direkt bei mechtild kapfinger in ihrem lädchen gARTen und art im helinger weg 8 in hengersberg.

ich freue mich auf viele bekannte und neue gesichter!

 

 

 

gartenfunde

man kann nicht sagen, dass uns die diversen spinner (also: die vierflügeligen, bzw. deren madenbabies) dieses jahr sehr viel übrig lassen. eichen, kastanien, birken, apfel, kirsche, alles durchlöchert – trotzdem wanderte heute beim garten- und wieseschlendern das ein oder andere ins körbchen und anschließend in die seide

was beim auspacken noch verheißungsvoll aussah, entpuppte bzw. entrollte sich heute jedoch nur schattenhaft – experimentiere ich doch immer wieder mit der art und der menge der vorbeize…heute wohl etwas zu sparsam dosiert. da die sich drucke ja beim filzen weiter verfremden und verwischen, habe ich gerne deutliche farbunterschiede zur grundfarbe. der ecoprint bricht die farbe der von mir mit säurefarben gefärbten stoffbahnen auf eine art, die so zufällig anmutet – natürlich haben auch die deutlichen abdrucke von blättern ihre faszination, muten sie doch wie fotodrucke an – mir gefällt (momentan) die eher ahnungsvolle, farbdurchwirkte  gestaltung der stoffe besser – die einer weiteren veränderung unterliegt, wenn diese danach noch eingefilzt werden.

zuverlässig drucken sich esskastanie

rainfarn (blüten und blätter)

und mein liebling, die walnuss ab.

gute drucke erhalte ich auch von rosengewächsen wie heckenrose, brombeere, himbeere, aber auch von eiche, birke, roter hartriegel und den blüten der färberkamille. auch einige kräuterpflanzen wie salbei finde ich sehr schön. gerne dazu ein anderes mal mehr. schwerer fällt es mir,neben den grünen und dunklen drucken braun-rote färbungen zu erzielen – ich arbeite viel nach dem prinzip try&error – aber bald werde ich mal einer fachfrau über die schulter schauen dürfen. pam de groot hält in 2 wochen in oberrot einen filz- und druckworkshop  – und ich freue mich riesig, dabei sein zu können.

ich liebe die spuren, die die pflanzen auf den verschiedenen stoffen hinterlassen, selbst der schlimm-mint-farbene baumwollbatist durchlief eine wandlung, wie ich sie nur bewundern kann – dabei habe ich außer einem dippbad in angesetzten windfall – walnüssen, einer leichten rostbeize und ein paar eingewickelten blättern und kräutern nichts getan, außer dem topf beim dampfen zuzusehen –

farbspuren eines julitages.

 

abgesang

war er das wirklich? dieser wunderbar warme, nach laub und sonne duftende herbst? ein tag gefüllt mit ruhiger aktivität in haus und hof, immer im wissen um die vergänglichkeit dieser geschenkten sonnenstunden.

so tauchten im laufe dieses tages auch lang vermisste oder gar vergessene schätze in mittlerweile laubarmen sträuchern und rangen auf – neben 12 bällen aller art pflückte ich in tiefen der wiese ein paar blättchen – esskastanie, walnuß, eiche, rainfarn und heckenrose

auch die birkenblätter vom letzten waldspaziergang, der uns am ufer eines wasserspeichers an einer art birkenschösslingmassaker vorüberführte (die werksbetreiber verstehen da anscheinend keinen spaß) trockneten gerade in der sonne. ebenfalls „auferstanden aus ruinen“ fand sich ein eimer, angefüllt mit regenwasser und dem schöpflöffel meiner großtante –

ich könnte ja behaupten, das war geplant – so aber wurde diese eisenbeize eine gefundene grundlage für einen sonnenuntergangsecoprint auf vorgefärbten seidenbahnen – als abbindeschnüre dienten ebenfalls eingesammelte heuballenverschnürungen aus der winterfütterung – eine wunderbar ungeplante färbung nahm seinen lauf

und so konnte ich alsbald die farben des tages spülen und schleudern – sie trockneten tatsächlich noch im abendwind, im beginnenden sternengefunkel. ein bisschen wie eingefangene zeit, dieser stoff – schön.